Donnerstag, 9. August 2012

Große Pause: 30 Tage auf dem Berg

Ich sitze hier im Dunkeln und muss meinen Bericht beenden, bevor dem Laptop der Saft ausgeht.
Hier in der Almhütte gibt es nur zweimal am Tag Strom: früh um 6 und abends um 6, wenn zum Melken das Diesel-Aggregat angeworfen wird.
Was ist passiert?
Mein Ramadanexperiment war für mich beendet, nachdem ich meine Haupttrigger erkannt habe. Ich wollte nicht länger unnötig und künstlich auf Essen verzichten und Angst haben, wieder in die Diät - Gedankenfalle zu rutschen.
Und dann ging alles ziemlich schnell: Ich hatte mit einer Freundin überlegt, wie ich im August noch etwas Geld verdienen und trotzdem eine schöne Zeit haben kann. Mich vielleicht auch ein bisschen erholen. Am Liebsten wäre ich verreist, aber ohne Kohle? ...
Und dann hatte sie die geniale Idee, ich sollte mich doch mal auf den alpinen Hütten umschaun. Da gibt es immer Jobs, meistens sogar mit Kost und Logis. Das war Donnerstag nacht. Am Freitag vormittag habe ich die Annonce für "Mithilfe auf der Alm" gefunden, angerufen und ein Treffen für Montag ausgemacht. Ich habe gleich Klamotten für eine Woche mitgenommen, weil für mich schon fest stand: Das will ich!
Und so lief's dann auch.

--- Hier war der Strom zuende.



Nachtrag ein halbes Jahr später:
Die 5 Wochen auf der Alm sind das großartigste, was ich letztes Jahr erlebt habe. Auf vielen Ebenen. Aber am beeindruckensten war für mich, wie ich dort Frieden mit dem Essen gefunden habe.

Aber von vorn:
ich war als Almwirtin eingestellt worden =)
Meine Aufgabe war es, die beiden Hirten nicht verhungern zu lassen und auch Wanderer oder Touristen zu versorgen, die vorbei kamen und ein Bett oder eine Stärkung brauchten. Zu diesem Zweck wurde ich gleichzeitig auch Herrin über eine 6m² große Speisekammer (!!!), die immer randvoll war mit allem guten, was die Erde so hergibt: frischem Gemüse, das uns die Jäger und Bauern aus dem Tal vorbei brachten, unglaublich guter Käse, den ein Onkel des Hirten selbst macht, Schinkenspeck und Würste aus eigener Produktion, selbstgemachte sonnengelbe Butter, Buttermilch und haufenweise Süßigkeiten, denn Männer brauchen Zucker! Ich habe auch Brot und Kuchen selbstgebacken. Es war immer alles da!

Aber statt, wie erwartet, 5 Wochen lang meinen Weg durch die Speisekammer zu futtern, fand ich ziemlich schnell Frieden mit der Situation.
Dieses restlos komplette Angebot und die überragende Qualität der Lebensmittel stellte mich zufrieden und ließ auch keine Wünsche offen. Ich hatte mir am Anfang erlaubt, alles zu haben, was ich will und - wie Magie - wollte ich nach einer Woche erstaunlich wenig.

Ich habe - glaube ich - auf der Alm sogar abgenommen, obwohl ich wie ein Gourmet geschlemmt hab!

Es war eine großartige Zeit und hat mir bewiesen, was ich eigentlich schon wusste:
1.) Dein Körper weiß, was er braucht und er sagt es Dir auch!
2.) wenn Du auf Deinen Körper hören möchtest, darfst Du ihm nicht die Billigversion von dem geben, worum er Dich gebeten hat. Verarsch ihn nicht! Er wird solange nach dem fragen, was er will, bis Du es ihm gibst. Wenn Du ihm etwas anderes gibst, wird er das verwerten, aber weiter um das bitten, was Du ihm vorenthälst. (SO entsteht der Heißhunger, obwohl man doch satt ist!)
gib ihm kein Knäckebrot, wenn Dir nach einer dicken Scheibe fluffigen frischgebackenem Krustenbrot ist!
gib ihm keinen Joghurt, oder optiwell Pudding-look-alikes, wenn Du Dir aus Vollmilch einen duftenden Schokoladenpudding kochen kannst!
gib ihm keinen kalorien- und geschmacksarmen Scheiben - Käse, wenn er nach einem Eckchen Emmentaler verlangt.
GIB IHM, WAS ER WILL. In hoher Qualität! Und er wird sich mit viel weniger zufrieden geben! darum lautet
3.) Werde Gourmet! ES LOHNT SICH!

Süße Grüße Ihr Schönen! :*

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich habe hier etwas quergelesen. Das mit der Angst kenn ich auch, oder einfach sich vor lauter Funktionieren sich spüren, selbst es der Bauch ist, der spannt. Viel Spaß auf der Alm! Das ist sicher eine ganz intensive Zeit! LG Sylvia

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