Freitag, 9. März 2012

Schönheitsideale

Mein Vater ist Afrikaner, meine Mutter ist Deutsche. Das macht meine Haut mittelbraun, meine Haare kraus und, wenn ich meiner Mutter glauben darf, meine Oberschenkel kräftig und meinen Hintern groß. Ich bin 1,79m groß.

Aufgewachsen bin ich in Deutschland und dort bin ich auch in die gängigen Schönheits- / Schlankheitsideale hineingewachsen, denen ich nicht entspreche: zartes Püppchen würde zu mir niemand sagen!

Schwarze Frauen in Amerika lassen nicht so sehr vom westlichen Schönheitsideal beinflussen, das ihnen aus den Medien vorgegeben wird. Es gelingt ihnen, sich als Gemeinschaft dagegen abzugrenzen und sich nicht an "weissen" Idealen zu messen.

Mir ist das als Halbafrikanerin in Deutschland ohne Anschluss an eine schwarze Community nicht gelungen. Ich wollte immer gern genauso wenig wiegen, wie meine Freundinnen. Erst Jahre später beim Durchgehen alter Fotos habe ich verstanden, dass das Unsinn war, weil ich einen ganz anderen Körperbau als sie hatte und immer schon einen Kopf größer war, als meine Mitschülerinnen.

Erst jetzt wird mir klar, dass ich in meiner Statur vielleicht einfach wirklich anders gedacht bin, als alle Figürchen, die ich so kenne und, dass das nicht unbedingt eine schlechte Nachricht ist.
Dem europäischen / westlichen Schönheitsideal nicht zu entsprechen heisst nicht gleichzeitig, dass man nicht schön ist!

Alle Schönheitsideale haben den gleichen Kern: Gesundheit und Vitalität (evolutionär vorteilhafte Eigenschaften). Ich glaube, dass sich dieser Kern überträgt, d.h., dass auch Europärer Dich als schön wahrnehmen, selbst wenn Du einem afrikanischen Schönheitsideal entsprichst und nicht dem europäischen.

Und das bringt mich zum Punkt: wie bin ich denn nun gedacht?
In einem Artikel im Dieting & You Blog habe ich zum ersten mal gelesen, dass schwarze Frauen unter Umständen "dicker" sein können, als weisse, und trotzdem gesund. Das soll vor allem an der unterschiedlichen Körperstruktur liegen, die die stärkere Fettablagerung in am Hintern und den Oberschenkeln begünstigt, ohne dass sich dabei das Risiko für Cardio-vaskuläre Krankheiten  erhöht. (Das soll jetzt kein Aufruf zum Dicksein sein, sondern Bewusstsein dafür schaffen, dass die Zahlen, an denen wir uns immer messen nicht notgedrungen für uns gelten müssen. Jemand kann auch schon beim BMI 27 schlank sein!).

Eine Studie von Dr. Peter T. Katamarzyk (hier nochmal genauer) zeigt, dass der BMI (Body Mass Index, der angibt, ab wann gesundheitliche Risiken aus dem Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße ableitbar sind) und der Hüftumfang (Waist2Hip - Ratio; auch ein Maß für Gesundheitsrisiken) nicht 1:1 auf Frauen afrikanischer Abstammung anzuwenden ist.
Adipositas Grad 1 beginnt demnach für Afrikanerinnen erst ab BMI 33 (statt 30) und der Hüftumfang durfte mit 97cm 5cm weiter sein, als bei weissen Frauen, und galt trotzdem noch als gesund. Wohlgemerkt: das gilt nur für Frauen! Für Männer waren die Werte mehr oder weniger gleich und unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit.

Die korrigierte Schwelle vom Normalgewicht zum Übergewicht wird in dieser Studie nicht geklärt.
Wenn ich jetzt annehme, dass auch für das Normalgewicht 3kg/m² draufgerechnet werden dürfen, dann läge mein Soll - BMI bei 27, entspricht 85kg. Damit könnte ich prima leben!

Eure Gedanken:
Was sind Eure Erfahrungen mit Schönheitsidealen?
Welchen Idealen hängt Ihr selbst an? Welche quälen Euch? Oder entsprecht Ihr einem bestimmten Ideal? Ich finde das ein super - interessantes Thema und freue mich, von Euch mehr zu erfahren!

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